Sommer 2018:

„Jetzt MUSST du aber tiefenentspannt sein!“ zwitscherte es mir fröhlich am Telefon nach unserem Sommerurlaub entgegen. 

Ich weinte leise und massierte mir die puckernde Schläfe. Mit der rechten Hand, in der linken trage ich meinen vier Monate alten Sohn, der uns den Wechsel nach Hause genauso übel nimmt wie unseren ersten Familienurlaub auf Rügen. Zur Sicherheit ist er wieder zurück in seine Hauptwohnung eingezogen. Casa Mama.

Nach unserem Sommerurlaub war ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Mit blähenden Nüstern schnaube ich aus: „War super, stell dir vor, Bene hat urplötzlich im Urlaub durchgeschlafen! Zack, Schalter umgelegt und er war im Urlaub! Ist das nicht VERRÜCKT?! Er LIIIIEBT es geradezu aus seiner gewohnten Umgebung rausgerissen zu werden! Fantastisch! Und die beiden neuen Zähne stehen ihm auch super!“

*konsterniertes Schweigen am anderen Ende*

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Babys finden spontane Ortswechsel absolut daneben. Alles sieht neu aus, riecht fremd, die Routine ist im besten Fall nur durcheinander und Mama und Papa sind vielleicht auch etwas anders drauf.  Totaler Mist in Benes kleiner Welt. Und mal ehrlich, brauchen nicht auch wir Großen ein bisschen Zeit um uns in einer neuen Umgebung zurecht zu finden? 

Unser damals vier Monate altes Baby löste seine Unzufriedenheit mit Ortswechseln recht simpel. Er blieb auf meinem Arm und ließ sich durch nichts in der Welt da weg holen. Und ja, Bene findet einen Weg zu seiner Brust, immer. Die Nächte waren auch von einer ganz eigenen Schönheit. 

Die Wahrheit ist: „Urlaub“ wie ich ihn 37 Jahre kannte ist die nächsten Jahre einfach mal gestrichen. Das hat mir unser Winterurlaub einmal mehr deutlich gezeigt. Und dennoch, dieser Urlaub war der bisher erholsamste seitdem wir zu dritt sind. Zufall? War Bene mal in keinem Schub/ Phase/ Prä-Pubertät/ Was auch immer? Vielleicht. Vielleicht haben uns auch einfach ein paar Dinge geholfen, dass mein Mann und ich beim Googeln unserer Wehwechchen nicht als Diagnose „Schlaganfall“ bekamen.  

Winterurlaub 2019

Veränderungen sind schön, Routinen sind besser. Vor allem mit Babys.

Wir fahren seit Jahren mit unserer Familie immer in den gleichen Ort zum Winterurlaub und geniessen es sehr, sehr, sehr. Selbes Appartement, gleicher Zeitpunkt, selbe Familie, Sauna, Restaurant (mein Mann bestellt stur seit 2 Jahren das Gleiche und zeigt keinerlei Überfressungsanzeichen), Umgebung und ein sich immer wiederholender Ablauf. Und nein, wir verpassen nichts, überhaupt nichts. Die Ramsau ist sooo wunderschön, spannend und einzigartig, dass mich die Aussicht auch im achten Jahr immer noch zum Träumen und Staunen bringt.

Früher gab es Punkt 9.00 Uhr Frühstück, danach erholten wir uns ein wenig von diesem anstrengenden Morgen (eßt mal vier Brötchen, 2 Eier, Porridge UND Kuchen! Das ist harte Arbeit!), meistens schlief ich ein  und mit viel Glück ging es auf die Skier bevor wir um 15.00 Uhr schon wieder in der Sauna saßen und pünktlich 19.00 Uhr beim Abendbrot schliesslich wollen wir ja spätestens um 22.00 Uhr im Bett liegen. Langweilig? Keineswegs! Ich hatte noch nie den Gedanken „Welche Farbe mag der Schnee in den Alpen haben?“ oder „Diese Frischluft…riecht sie woanders vielleicht noch…frischer?“ und auch nicht „Gähn…immer die gleiche wunderschöne Landschaft, ich kanns nicht mehr sehen!“

Stattdessen fallen bei uns Sätze „Nehmen wir wieder Honig mit? Hoffe dieses Jahr gibt es gaaaanz viel!“ und „Die Sauna wurde umgebaut? Toni (Name vom Verfasser geändert) macht aber weiter den Aufguss, ODERRRR?!“ und auch „Wann machen wir unsere Schlittenfahrt zur Halsalm? Dieses Jahr teile ich kein Stück meines Kaiserschmarrns mit euch verfressene Bande!“ und erst recht „Die neue Staffel „Bergretter“ ist aber schon raus?“

Tatsächlich trägt sogar diese Routine, diese Wiederholung dazu bei, dass wir auch dieses Jahr den maximalen Erholungseffekt rausholen konnten. 

Im Sommer lauschte ich noch fast neidisch den Plänen von Familien, die in der Elternzeit des Papas auf Weltreise gehen. Alle paar Tage ein neuer Ort und einmal um die ganze Welt. Nun, ich kenne keine Geschichte mit Happy End. Sie endeten wie wir im 2. Elternzeit Monat meines Mannes: Mit gestrichenen Plänen zu Hause und  einem stinksauren und verwirrten Kind, dafür um ein paar Stunden Schlaf leichter. 

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Weihnachten waren wir schon klüger. Wir blieben länger bei unserer Familie als sonst, behielten unsere Schlafroutine bei und hatten ein wunderschönes Weihnachtsfest mit einem semi-quitschfröhlichen Baby. Immerhin. Und trotzdem war es die ersten zwei Tage Stress pur. Weil Bene ankommen musste. Weil bei uns die Erinnerung an gechillte Weihnachten so präsent war. Damals, als wir dachten wir hätten Urlaub von der harten Arbeitswelt so nötig. Muhaha. Ach ja, und weil es einfach Weihnachten war, das Fest des Zuviel-Essens und der grellen Lichter. 

Innerlich war ich darauf eingestellt, dass es in unserem Winterurlaub wieder so laufen würde: Bene klebt die ersten drei Tage auf mir drauf und ich „ergebe“ mich meinem Schicksal einfach. Es ist wie es ist und Benchen ist hier immer noch das Kleinste, das am meisten Beruhigung braucht. Es kam anders.

Her mit den Omas und Opas! Doppelte Kuschelpower 

Bene freute sich über Oma und Opa die er gerade erst zu Weihnachten genossen hatte und bekam frei Haus noch Mama und Papa, die irgenwie eine gewisse Art der Ruhe ausgestrahlt haben müssen. Weil alles so vertraut ist. Weil es nicht spiessig ist mit der Familie Urlaub zu machen sondern schön familiär. Wir waren in keiner lauten, aufgeregten Umgebung sondern in der kurzen Off-Seasion nahezu alleine in einer wunderschönen Appartmentanlage mit einem absolut geregelten Ablauf. 

On top gab es noch Oma und Opa. Wir haben es saumässig genossen, dass acht Augen Bene im Blick hatten, wenn er der Raumdeko seinen individuellen Touch gab. Und auf der Couch zu sitzen und zuzugucken, wie Bene auf allen Vieren seinen Opa durchs Zimmer jagt, ist nicht nur schön sondern auch entspannend. Ausserdem sind meine quietschenden Knie sehr dankbar für diese Auszeit.

Doch das Beste war daran, dass Bene vier vertraute Menschen um sich hatte. Doppelte Power Vertrautheit. Lohnt sich. 

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Vertrautheit schaffen auch an neuen Plätzen

Wir haben seine Lieblingsspielsachen mitgenommen und hatten Bene eine Spielecke eingerichtet, die er auch als seine erkannte. Und alle Schubladen in unserer Wohnung. Die neue Phase „Dinge Verstecken“ ist super. So super, dass auf meinem Handy immer Musik läuft, damit ich es auch in den Schubladen wieder finde. Oder halt im Mülleimer. 

Und dann….war mit einem mal 13.00 Uhr und meine Brüste war kurz davor zu platzen.  Sein rettender Anker war offensichtlich nicht nötig, seinen Durst stillte er mit seinem Wasserbecher wann immer er wollte und wenn er Hunger bekam, war er von der Nähe des Kühlschranks nicht mehr wegzubringen. Deutlicher gehts nicht.

Ich liebe es zu Stillen doch hätte ich nie erwartet WIE körperlich anstrengend es einfach mal ist und nur einmal täglich zu stillen hat verdammt viel dabei geholfen, dass ich den Termin beim Kardiologen vielleicht doch verschieben kann. (Im Gegensatz zu dem beim Beautydoc und Weinhändler meines Vertrauens. Ich sags euch, das ist das erste was ich mir nach der Stillzeit *wannauchimmer* gönne. Jawoll!)

Meine große Sorge, dass Bene sich nachts durch intensives, stündliches Dauernuckeln seine Stilleinheiten holt, bewahrheiteten sich nicht. Wie zu Hause wurde er bis um sechs 2-4 mal wach und um 8 Uhr war es das dann endgültig mit der Nachtruhe. 

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Ausgeschlafene Mama = ausgeglichenes Baby. Nee, aber dafür eine ausgeschlafene Mama. Unbezahlbar. 

Bis auf die eine Nacht, die einfach blöd lief mit Dauernuckeln und Party-Bene im Wechsel. Gegen sechs Uhr morgens war die Grenze meiner Geduld erreicht, mein Mann schnappte sich Bene, ich schmiss genervt die Tür und schlief augenblicklich ein.  Und jetzt kommt das Schönste und ich schwöre beim Schreiben habe ich Pipi in den Augen: 10 Uhr irgendwas wachte ich wieder auf. ALLEIN! IN EINEM GROßEN BETT! Keine Fingerchen, die mir mit chirurgischer Präzision in die Augen picksen. Kein Duracellmännchen, dass von jetzt auf gleich hellwach ist. 

Und das, meine Damen und Herren, ist glaube ich das wahre Geheimnis der Entspannung: verantwortungsLOS schlafen. Kein Ammenschlaf, kein Halbschlaf, sondern kinderlos ein paar Stunden nur schlafen. 

Ich mag Rituale und das hat potential mein wöchentliches Lieblingsritual zu werden.  

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Reisen mit Babys unter sechs Monaten? Super! Und Mama dreht durch!

Jetzt mal Butter bei die Fische. Was soll das mit in den Urlaub fahren eigentlich wenn das Baby noch wirklich klein ist?  Bei uns kam so laaaangsam Normalität zu Hause rein als  Bene neun Monate alt war. Jeden Urlaub oder Wochenendtrip (Wir Wahnsinnigen) hätten wir uns vorher schenken können. Würden wir nie wieder so machen, wer uns sehen mag, muss in der Zeit zu uns kommen. Punkt. 

Urlaub mit einem Baby unter neun Monaten lohnt sich für echte Abenteurer. Sind wir nicht. Den Aufwand und den Stress (auch fürs Baby) ist es nicht wert. Es kann nur ein Elternteil erholt sein und das auch nur, wenn der andere (meist die Mama) noch mehr Stress hat. Das ist doch alles Quatsch und bringt niemanden etwas. 

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Was man liebt, das pflegt man  – Papa – Auszeiten

Wir sind sogar noch radikaler: Mein Mann fährt alle paar Wochen für drei Tage ans Meer. Ganz allein. Da sitzt er dann rum, Netflixt, spaziert, geht in die Sauna und drei Tage später kommt ein erholter(er) Papa und Ehemann wieder, der seinen Akku wieder aus der roten Gefahrenzone gebracht hat.

 Und ich? Wenn es soweit ist und Bene zum Einschlafen nicht nur Mama braucht, findet ihr mich in einem unverschämt teuren Wellnesshotel. Wenn es soweit ist. Da ich hoffentlich uralt werde – und ich peile mindestens 84 Jahre an – werde ich zwei bis drei Jahre „opfern“ um so intensiv wie nötig für mein Baby da zu sein. Ein verdammt kurzer Zeitraum in dem sich die Welt nicht um mich dreht.

Bis dahin pass ich auf mich auf, nehme ohne schlechtes Gewissen meine Auszeiten und versuche ganz einfach nicht durchzudrehen, wenn die Nächte viel zu kurz und die Tage unplanbar sind. Und manchmal singe ich Bene dabei vor: 

Let me love you a little more before you aren not so little anymore.

Alles Liebe

Eure Nita

Du möchtest mehr über mein Mamaleben und Schwangerschaft lesen, magst nachhaltige, natürliche Beautyprodukte und schnelle, leckere Rezepte? Und das ganze mit einem Augenzwinkern geschrieben? Jeden Sonntag so ab 12.00 Uhr, je nachdem ob es unser Schatz Benedikt zulässt kommt ein neuer Blogbeitrag auf meiner Seite Nitas Pleasures.

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3 Comments

  1. Urlaub ist für mich bis heute Stress, ich motiviere mich nur mit fotografieren

  2. Wir waren insgesamt 5 mal in Urlaub in diesen 11 Jahren: 3 mal im Heimatland und 2 mal am Meer, und es war immer purer Stress für mich, auch letztes Jahr, wenn du wüsstest was haben mir die schönen Bilder aus Holland gekostet. Drück dich.

  3. Ich plane für diesen Winter mit meiner 2 jährigen Tochter einen Urlaub zu zweit in einem Appartement zu buchen. Einige Appartements bieten die Option mit Frühstück zu buchen. Ich glaube ich werde durch eine Rücksprache mit dem Appartement-Verwalter klarstellen, dass das zubereitete Frühstück auch baby-gerecht ist. Es ist schön zu lesen, dass sie trotz der Routine die Sie erwähnen das Maximum an Erholung rausholen konnten. Das ist bei einem Urlaub mit Kindern und erst recht mit einem Baby nicht immer ganz einfach. Vielen Dank fürs Teilen Ihrer Erfahrungen!

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