Mein Artikel ist Teil der Blogparade „Ich möchte nachhaltiger Leben – wo fange ich an?!“ Schaut vorbei, wenn ihr euch für einen nachhaltigeren Lebensstil interessiert und wie ihr den umsetzen könnt.

Verbraucher: „Ich möchte weniger Wegwerfartikel weil die schlecht sind und allgemein viel nachhaltigere Produkte damit weniger Plastikmüll produziert wird.“

Was der Hersteller versteht: „Nachhaltigkeit ist der neue geile Scheiss! Wir nehmen einen Wegwerfartikel den es zwar bereits komplett abbaubar gibt aber wir machen daraus einen nicht biologisch abbaubaren Artikel zum mehrmaligen Verwenden und schreiben #nachhaltig und #wiederverwendbar drauf. Und verpacken es in Plastik. Und lassen es in China produzieren. Egal. Dat verkofft sich, geiiil!“ 

So ähnlich stelle ich mir die Gedanken der Hersteller von manchen Produkten vor. Wie ich das finde? Maximal bescheuert und Greenwashing der übelsten Art:

Eigentlich finde ich Trends doof. Weil sie selten nachhaltig sind, in schwachen Momenten die Konsumschlampe in mir wecken und offensichtlich bin ich zu unflexibel um mir alle paar Monate einen neuen Stil aufdrücken zu lassen.

Doch einen Trend von dem ich ganz stark hoffe, dass er nicht zur nächsten Saison auf dem Wühltisch landet, finde ich großartig: Dass immer mehr Menschen erkennen, dass wir ein Umweltproblem haben. Wir produzieren zu viel (Plastik)Müll, der sich nicht von selbst zersetzt sondern im Kreislauf von fressen und gefressen werden wieder direkt bei uns auf dem Teller landet. Und schließlich in unserem Darm. Näh.

Die Weißkopfseeadler in den USA machen es verdammt richtig unseren Müll, den sie aus den Meeren fischen wieder in die Vorgärten zu werfen.

Immer mehr Menschen sind gerade dabei ihre nachhaltige Seite an sich zu entdecken und überlegen wie auch sie es hinbekommen ihr eigenes Konsumverhalten Richtung #plastikfrei zu verbessern. Da geht im Eifer des Gefechts auch mal was schief und Luftballon aus Plastik werden unbenutzt weggeschmissen und durch Kautschuk-Luftballons ersetzt. Juhu! Weniger Plastik im Haus! So. Geht. Nachhaltigkeit! Nicht.

Das erinnert mich – und jetzt lass ich mal die Hosen runter – an eine Situation am ersten Geburtstag unseres Kindes. Die Party mit vielen Speckbeinchen war in vollem Gange und ich suchte warum-auch-immer doofe PLASTIKSTROHHALME (ja, ich höre das Klacken des Abzugs, entspannt euch) die wir seit bestimmt 10 Jahren unangetastet im Schrank hin und her schieben. Sie waren weg.

„Schatz, wo sind denn die Strohhalme?!“ fragte ich den besten aller Ehemänner.

„Die habe ich weggeschmissen.“ kam zur Antwort.

„Du hast bitte was?!“ Ich guckte ihn völlig entgeistert an und es war mucksmäuschenstill. Sogar unsere kleinen Gäste schwiegen entsetzt.

„Na, ich wollte den Plastikmist loswerden. Außerdem haben haben die sich schon echt eklig angefühlt. Und es gibt doch Wiederverwendbare!“

Offensichtlich hatte ich bei meinem seit vielen Jahre andauernden Kampf Weg auch meinen Mann auf die gute Seite des Lebens ziehen zu wollen, die ersten Erfolge. Aber mein Weg ist noch nicht zu Ende:

„Es ist echt besser, wir brauchen den alten Kram auf, anstatt ihn noch funktionsfähig wegzuschmeissen. Und im besten Fall vererben wir unser Einmalplastikgedöns an unsere Kinder. In einer mystisch aussehenden Holzbox. Dann bleibt es in der Familie und landet nicht im Meer! Und in vielen hundert Jahren wird nur noch Luft weitervererbt. Die Blicke! Schade, dass wir das nicht mehr erleben werden!“

Das bringen Trends so mit sich, dass einem alte Dinge plötzlich nicht mehr Gefallen und völlig begeistert vom Trend „Nachhaltigkeit“ zieht man los und deckt sich ein mit Produkten die man ehrlicherweise vielleicht immer noch nicht braucht. Denn man hat sie ja noch da.

Die Tupperdosen sind zwar noch astrein aber Tupperdosen aus Glas sind der neue Shit. Ab in den Plastikmüll mit den alten Dosen!

Das seit Jahren benutzte Haarshampoo enthält fragwürdige Substanzen? In den Ausguß damit, dann kann es mir nichts!

Ich habe noch böse Frischhaltefolie? Verbrennt die Hexe!

Das Make-up besteht noch aus konventionellen Produkten? Puh, Glück gehabt! In der Drogerie gibt es Naturkosmetik zum Spottpreis! Preiset die Eigenmarken! Da kauf ich gleich fünf Lippenstifte!

Ein nachhaltiger Lebensstil hat es nicht leicht, wenn er trendet. Da sind auf der einen Seite wir Konsumenten, die völlig verzogen vom Konsumrausch sind. Kostet ja nix mehr! Und dann kommen die Hersteller, die uns mit unserem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im Shoppingkörbchen als neue Konsumenten glasklar erkannt haben.

Bei Facebook habe ich Werbung für ein Produkt gesehen, dass mit den trendigen Schlagworten „Nachhaltigkeit“ und „Wiederverwendbar“ beworben wurde. Mein Scrollfinger stoppte augenblicklich und ich guckte aufgeregt das Produkt an. Und starrte.

Es war…haltet euch fest: Wiederverwendbare Wattestäbchen aus Silikon. Hübsch verpackt in…Plastik. ABER WIEDERVERWENDBAR!!

Ernsthaft? Das kommt dabei heraus, wenn man versucht weg von Einmalprodukten zu kommen? Die Hersteller schlagen uns vor den einen Mist durch den nächsten Mist auszutauschen?

Die HNO-Ärzte freuen sich auf neue Kundschaft oder schlagen die Hände über den Kopf zusammen je nach Veranlagung und Gemüt, der Hersteller wird seinen Müll beim Konsumenten los, der nichts anderes möchte als ein bisschen trendy nachhaltiger zu sein.

Nachhaltigkeit ist kein Saisonartikel

Produkte dieser Art, die momentan wie Pilze aus dem Herbstboden sprießen sind Verarsche. Sie sind Greenwashing at its best, scheinheilig und moralisch ist es das Allerletzte. Davon abgesehen, ist ganz nüchtern betrachtet ihre Umweltbilanz genauso beschissen wie beim Original. Und nein, die Langlebigkeit macht es nicht besser. Denn dieses Produkt ersetzt nicht das Originalprodukt. Silikon nimmt nunmal keine Feuchtigkeit auf. Kurz: Es ist maximaler Blödsinn und hat mit Nachhaltigkeit soviel gemein wie Trump mit Frauenrechten.

Wir werden unser Müllproblem nicht lösen, wenn wir Einmalprodukte durch langlebige Produkte ersetzen, die aber in einer schnicken Plastikverpackung daher gehen und selber Jahrhunderte brauchen um sich aufzulösen.

Wir Verbraucher diktieren dem Markt, was wir brauchen. nicht umgekehrt.

Mal ganz abgesehen davon, dass es Alternativen gibt, die zwar Einmalartikel sind aber sich nicht erst in Hunderten von Jahren auflösen. Jede Drogerie führt Wattestäbchen die das Plastikröhrchen durch Papier ersetzt haben und einige Marken kommen komplett ohne Plastikverpackung aus.

Ich freue mich über jeden einzelnen, der anfängt seinen Beitrag zur aktuellen Müllthematik zu verkleinern. Und aller Anfang ist schwer, gerade jetzt wo man als „Anfänger“ sich eigentlich erstmal in Klausur begeben müsste um zu recherchieren, WIE genau, man denn nun weniger Müll produziert und eine erträgliche CO2 Bilanz aufweist. Bambus böse weil lange Transportwege oder doch gut, weil er hier nicht angebaut wird? Darf man noch fliegen oder doch lieber im alten Dieselbulli in den Urlaub? Ist es ok sich den Flug zu gönnen, wenn man vorher ganz tapfer keine Plastiktüten gekauft hat? Darf ich mir die Avocado und das Quinoa noch kaufen oder spende ich gleich lieber etwas für einen neuen Baum?

Wir alle hatten ein Leben „Vorher“

Nachhaltigkeit ist kein Trend um sich hübsche neue Dinge zu kaufen. Ihr habt noch Produkte, die so richtig schöne Umweltschleudern sind? Benutzt doch den alten Kram auf, wenn er noch gut ist, mein Gott. Und schmeisst ihn weg, wenn er organisch und schlecht geworden ist.

Ich habe mal abgelaufenes Make-up weggeschmissen, weil ich ausgemistet habe. Wie gesagt: abgelaufen und ich würde es meinem ärgsten Feind nicht schenken wollen.

Auweia. Es wäre besser gewesen, ich hätte geschrieben, dass ich am liebsten kleine Kinder fresse. Die Kommentare waren…absurd. Ich hätte es spenden müssen „irgendwer freut sich darüber“. Nein, nein und nochmals nein. Nach über 10 Jahren darf man abgelaufene Produkte auch entsorgen ohne Angst haben zu müssen, dass man verschwendet.

Und keiner muss ein Lager mieten um konventionelles Make-up, Einmalgeschirr und was man sonst noch so für Leichen im Keller hat, unterzubringen. Erst leer machen, dann neu kaufen. Wenn man es denn braucht. Also wirklich braucht und nicht nur will.

Brauch ich das wirklich?

Bleibt kritisch und misstrauisch. Jeder muss Geld verdienen und dass der Markt neue Produkte entwickelt, die unseren Wunsch nach Nachhaltigkeit befriedigen, ist völlig ok. Bei der Thematik rund um die Bambusteller für Kinder konnte man wunderbar sehen, dass nicht alles grün ist, nur weil #nachhaltig mit Edding geschrieben drauf steht.

Wir kaufen zuviel allgemein. Und wir kaufen zuviel neu. Ganz simpel. Und wenn wir da ansetzen und auch gucken, dass wir von unserem Wunsch nach „Neu“ wegkommen, machen wir einen von vielen kleinen nötigen Schritten.

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5 Comments

  1. Hey Nita!

    Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe letztens diese super Beutel für Gemüse und Obst getestet. Dabei bin ich ziemlich ins Nachdenken gekommen. Ehrlich, wie viele (hundert) Hütebeutel hat wahrscheinlich jeder zu Hause liegen? Aber Hauptsache, man kauft die schönen neuen Beutelchen. Und damit man den Beutel im Laden nicht mitbezahlt, kauft man die für jeden Laden extra, weil Rewe nicht das Beutel Tara von Edeka abzieht und so weiter.
    Irgendwie schräg. Aber hey, die Läden sind voll Öko, die bieten nämlich unverpackte Kartoffeln aus Ägypten an, die man dann in die Kunststoff Beutel füllen kann. Die muss man natürlich kaufen. ???
    Liebe Grüße
    Dani

    • Nita

      Hey du Liebe, auf den Punkt gebracht!<3 Gerade dein letzter Satz, herrlich! Ja, das ist übel was da mit dem Verbraucher und dem Müllproblem getrieben wird. Es wird verschlimmbessert und der Rubel rollt. Wir legen normalerweise das obst einfach so aufs Band und ja, ich kanns verstehen, dass das nicht jedermanns Sache ist. War für mich auch erst irgendwie unhygienisch. Und für die Verkäufer auch. Na dann können die doch eine Schale bereitstellen, die man nach dem Bezahlen wieder abgibt oder so? Hach ja...es hört nicht auf! Ganz liebe Grüße, Nita

    • Nita

      Danke, liebe Kristina, das freut mich sehr! <3

  2. Hi,
    absolut wahr. Der Kunde bestimmt den Markt. Was wir wollen, wird auch produziert.
    So hat das Label Nachhaltigkeit in manchen Belangen einen negativen Touch bekommen. Nach dem Motto: Nachhaltigkeit ist in. Sodass manche noch gute Produkte dann einfach weggeschmissen werden, um sie durch die nachhaltigere Alternative zu ersetzen. Das hat jedoch wenig mit echter Nachhaltigkeit zu tun.
    Bewusster Konsum ist entscheidend. Und dabei auch Dinge, die noch gut sind in ihrer Langlebigkeit zu erhalen.

    Vielen Dank für den tollen Beitrag :).

    LG Cordula von Wir essen Pflanzen

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